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„Kindermund tut Wahrheit kund“ sagt ein altes Sprichwort, an dem durchaus Einiges dran ist. Doch Kinder lügen auch, mal mehr und mal weniger bewusst. Wie gehen Eltern damit am besten um?

Erst mit ungefähr sechs Jahren wissen Kinder zwischen Recht und Unrecht von Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Schon im Vorfeld müssen Eltern ein Verständnis hierfür vermitteln und im Ernstfall wissen, was gegen Kinder-Lügen zu tun ist. Die eigene Vorbildfunktion ist dabei entscheidend, außerdem sollten Eltern einer Flunkerei wenn möglich mit Verständnis begegnen, Alternativen zum Lügen aufzeigen und andererseits ein Lob aussprechen, wenn Kinder sich dazu durchringen konnten, etwas zu beichten. Wichtig ist vor allem, Kindern Angst vor Blamage oder üblen Bestrafungen zu nehmen – Und dies gilt sowohl für ausgesprochene Lügen als auch für unangenehme Wahrheiten.

Kindermund tut Wahrheit kund

Solch eine Wahrheit ist in der Regel nicht für das Kind unangenehm, welche sie unvermittelt, unverstellt und ohne Wissen um seine Folgen äußert, sondern meist für den Erwachsenen. Manchmal wird es so furchtbar peinlich, oftmals sind von Kindern getätigte Äußerungen aber eher witzig und sorgen noch lange Zeit danach für harmlose Heiterkeit. Doch so wahr das alte Sprichwort über den Kindermund auch ist, es gibt auch den gegensätzlichen Fall. Dabei ist Lügen jedoch nicht gleich Lügen und der feine Unterschied zwischen kindlicher Phantasie und bewusster Unwahrheit ist manchmal nur schwer zu durchschauen. Aber Übung macht bekanntlich den Meister, wie ein anderes Sprichwort zu berichten weiß.

Wenn die Phantasie mit den Kleinen durchgeht

Erfundene Geschichten sind vor allem im Kleinkindalter nichts Ungewöhnliches, ganz im Gegenteil: Kinder erklären sich die Welt oftmals mit Hilfe ihrer Phantasie, immerhin bekommen sie diese Vorgehensweise in Form von Gute-Nacht-Geschichten auch jeden Abend vorgelebt. Wenn Kinder ihre Phantasie gebrauchen, ist daran nichts auszusetzen, es sei denn die Geschichten nehmen eine übermäßig wichtige Rolle im Leben der Kleinen ein, werden immer übertriebener und scheinen irgendwann wichtiger als die Realität zu werden.

In solchen Fällen sollten sich Eltern mit den möglichen Ursachen für die Münchhausen-Geschichten ihres Kindes beschäftigen: Ist sein Selbstbewusstsein womöglich zu schwach? Ringt das Kind um Anerkennung seiner Familie oder in seinem Freundeskreis? Ist es mit dem Alltag zuhause oder in der Schule überfordert? Braucht es mal eine Pause oder womöglich einfach etwas Bestätigung und hin und wieder ein Erfolgserlebnis, beispielsweise durch ein neues Hobby, mit dem es seine wahren Talente unter Beweis stellen kann?

Wenn Kinder bewusst lügen

Vor allem denken Kinder zunächst nicht an die langfristigen Folgen einer Lüge, ebenso wenig wie ihnen die möglichen Folgen einer unangenehmen Wahrheit bewusst sind. Sie denken nur über den Augenblick nach und handeln entsprechend – Und genau hier setzt man am besten an. Denn wenn Kinder auf eine wahre Äußerung sofort eine positive Reaktion erleben, desto eher gewöhnen sie sich an, stets offen zu sein. Und andersherum sollte man auch kleine Lügen, die man als solche erkennt, gleich kommentieren und darauf hinweisen, dass die Flunkerei nicht in Ordnung war.

Wenn Kinder schließlich in ein Alter kommen, in dem sie kleine Unwahrheiten und größere Lügen bewusst zu ihrem eigenen Vorteil einzusetzen wissen, gibt es hauptsächlich zwei Gründe, die solcher Flunkerei zugrunde liegen können: Zum einen die Angst vor einer Bestrafung weil sie wissen, dass sie etwas Unrechtes getan haben oder Scham, wenn sie Erwartungen nicht zu entsprechen glauben; und zum anderen der bereits angesprochene Wunsch nach Anerkennung und Bestätigung einer Leistung, auch wenn diese nicht vollbracht wurde.

Mit diesem Wissen kann man aktiv gegen Lügen im Kinderzimmer vorgehen: Wenn man anders reagiert, als es das Kind erwartet, Verständnis zeigt und eine Aktion hinterfragt, ohne gleich eine unangenehme Strafe auszusprechen, dann werden Kinder mit der Zeit ihre Unsicherheit verlieren und offener sein. Natürlich müssen auch Strafen sein, doch sie sollten immer logisch und rational erfolgen, dem Vergehen angemessen sein und nicht so ausgesprochen werden, dass sie eine weitere Angstreaktion hervorrufen.

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